Funktionelle Darmerkrankungen

Menschen mit funktionellen Darmerkrankungen leiden unter den unterschiedlichsten Beschwerden - manchmal ohne Nachweis einer organischen Ursache. Dieses wird oft - manchmal jedoch fälschlicherweise - als Reizdarm bezeichnet.

Viele unserer Patientinnen und Patienten haben bereits zahlreiche Arzt-Besuche hinter sich. Die individuellen Beschwerden reichen von einem leichten Druckgefühl im Unterbauch bis hin zu diffusen Bauchschmerzen. Dauch auch starke Schmerzen, Luftansammlungen im Darm, Darmtransportstörungen mit zu seltener oder zu häufiger Entleerung, Änderung der Stuhlzusammensetzung und Krämpfe sind möglich. Auch die Stuhlinkontinenz, die sehr unterschiedliche Ursachen haben kann, ist eiine Form der funktionellen Darmerkrankung.

Komplexe Störungen der Darmentleerung, die im Bereich des Mast- und Enddarms verortet sind, stellen eine Form der funktionellen Darmerkrankung dar. Hierzu zählen häufige, unvollständige Entleerungen mit anhaltendem Druckgefühl auf dem Beckenboden, die Notwendigkeit, zur Darmentleerung zu pressen und zusätzliche Hilfsmittel  zu benötigen. In diesem Bereich haben wir eine besondere Expertise.

Komplexe Darmentleerungstörungen

Bei komplexen Darmentleerungstörungen unterscheidet man Transportstörungen von Darmaustreibungsstörungen.

Zu den Darmaustreibungsstörungen gehört zu einen die Verstopfung (Obstipation), die den gesamten Dickdarm oder auch nur Teile davon betreffen kann. Aber auch der gesamte Dünn- und Dickdarm ist mitunter einbezogen. Diese Art der Entleerungsstörung muss vom Reizdarmsyndrom abgegrenzt werden, welches durch zusätzliche Symptome, wie Schmerzen und Blähungen gekennzeichnet ist. Die Ursachen können sowohl in der Steuerung durch die Nervenzellen (Innervation) als auch der Muskelschichten des Darms liegen. Die genauere Diagnostik ermöglicht dann die weitere Behandlungsplanung.

Bei Darmaustreibungsstörungen können ein unvollständiges Entleeren und ein permanentes Druckgefühl auf dem Beckenboden erhebliche Beschwerden verursachen. Die Entleerung ist manchmal nur mit Unterstützung von Hilfsmitteln (Zäpfchen, Einläufen, Digitation) möglich. Ursachen hierfür können eine Knickbildung des Sigma- und/oder des Mastdarmes, eine teleskopartige Einstülpung des Darmes im Enddarmbereich, eine Vorwölbung vor dem Schließmuskel (Rektozele) oder ein Mastdarmvorfall sein. In einem solchen Fall ist häufig eine operative Korrektur notwendig.

In vielen Fällen tritt eine Darmentleerungsstörung gemeinsam mit einer Senkung des Beckenbodens auf. Aus diesem Grund sind zur Diagnostik und Therapie eine interdisziplinäre Betrachtung und Einbeziehung verschiedener Fachdisziplinen notwendig. Hierfür arbeiten wir mit den Kolleginnen und Kollegen der Uniklinik Köln im gemeinsamen Kontinenz- und Beckenbodenzentrum  zusammen.

Die Stuhlinkontinenz ist eine Sonderform der Darmentleerungsstörung. Hierbei kommt es zu unfreiwilligem Verlust von Luft oder Stuhl (flüssig oder fest). Die Entleerung ist von den Betroffenen nicht zu kontrollieren, was eine erhebliche Einbuße an Lebensqualität bedeutet. Auch hierfür kommt eine Vielzahl möglicher Ursachen in Betracht. Die Behandlung kann in vielen Fällen konservativ erfolgen. In Einzelfällen ist ein operativer Eingriff erforderlich.

Darmentleerungsstörungen gehören nach wie vor zu einem Tabuthema, was für die Betroffenen häufig eine lange Leidensgeschichte bedeutet. Als Expertinnen und Experten mit jahrelanger Erfahrung helfen wir Ihnen gerne, den für Sie richtigen Weg zur Diagnostik und Therapie zu finden.